[LEERES_AUDIO] In diesem Modul werden wir uns an ein paar ausgewählten Beispielen anschauen, welche kulturelle Bedeutung Wasser hat und wie Mensch und Wasser interagieren. Dies äußert sich zum Beispiel auch in vielen Redewendungen, in denen Wasser vorkommt. Dem Wasser seinen Lauf lassen, sich über Wasser halten, ins kalte Wasser springen. Einige weitere haben wir ja bereits als Modulnamen verwendet. Die kulturelle Bedeutung von Wasser zeigt sich aber auch in Ortsnamen. Am Rhein haben wir zum Beispiel den Ortsnamen Koblenz; und dies sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland. Koblenz leitet sich aus dem Lateinischen Confluentes ab, zu Deutsch die Zusammenfließenden. Beide Koblenze liegen jeweils an Stellen, wo der Rhein mit anderen Flüssen zusammenfließt; beim Schweizer Koblenz mit der Aare und beim deutschen Koblenz mit der Mosel. Auch der Ortsname Euthal, am Sihlsee gelegen, deutet auf Wasser hin. Der Name leitet sich aus dem Wort Auer ab, also der Ort im Tal mit den feuchten Wiesen. Teilweise wandeln sich Ortsnamen im Laufe der Zeit aber auch so stark, dass der Ursprung kaum noch zu erkennen ist. Ein hydrologisches Beispiel ist der Name Tannenfreud. Hier geht es nicht um die Freude an den Tannen, sondern der Name leitet sich aus dem Romanischen Fontana Frida oder Fontana Freida, der kalten Quelle ab. Entsprechend gilt es für Tannenbrunn. Der Zusatz "brunn" wurde später hinzugefügt, um auf die Quelle hinzuweisen, da die Verbindung zwischen Fontana und Tannen nicht mehr so wahrgenommen wurde. In der Schweiz, insbesondere dort, wo Italienisch und Rätoromanisch gesprochen wird, gibt es natürlich auch mehrere Orte, bei denen das Fontana noch heute deutlich im Namen zu erkennen ist. Es gibt unzählige Sagen, in denen Wasser eine Rolle spielt. Und auch bei den Heiligen gibt es viele mit Wasserbezug. Zum Beispiel den heiligen Christopherus, der das Christuskind über den Fluss trägt, und natürlich den heiligen Petrus, der im Volksglauben für das Wetter und insbesondere das Regenwetter verantwortlich ist. Kulturgeschichtlich ist Petrus damit der Nachfolger des römischen Wettergottes Janus oder auch des germanischen Wettergottes Thor. Eine besonders hydrologische Heilige aus der Schweiz ist die Heilige Verena, die meistens mit Kamm und Wasserkrug dargestellt wird. Die Heilige Verena kam ursprünglich aus Ägypten, wirkte dann aber unter anderem in Solothurn, auf einer Insel im Zusammenfluss von Aare und Rhein, und in Bad Zurzach. An all diesen Stellen kümmerte sie sich um die Armen und Kranken. Und es wird von vielen Heilungen berichtet. Außer der heilenden Wirkung des Wassers in ihrem Krug, handeln noch verschiedene weitere Verena-Legenden um Wasser. Schlangen auf der Rheininsel stürzten sich auf Verenas Gebet hin ins Wasser, oder als Verena verdächtigt wird, den Armen und Kranken Wein des Priesters zu geben, verwandelt sich dieser bei einer Kontrolle plötzlich zu Wasser. Die symbolische Bedeutung des Wassers ist natürlich auch bei der christlichen Taufe deutlich erkenntlich. In vielen Geschichten wird speziell dem Wasser eine wunderbare Heilungskraft zugesprochen; bisweilen sogar ewige Jugend oder Unsterblichkeit. Die Brüder Grimm erzählen zum Beispiel das Märchen "Wasser des Lebens", in dem der jüngste Sohn seinem sterbenskranken Vater solches Wasser bringt. Wasser des Lebens oder eher Lebenswasser verweist aber auch auf Hochprozentigeres, und dies in vielen Sprachen. Der lateinische Begriff aqua vitae, also Wasser des Lebens, wird seit Jahrhunderten für Schnäpse verwendet. Dieser Begriff wurde in verschiedenen Sprachen übernommen, zum Beispiel das Wort Whiskey, welches vom Gälischen und Irischen kommt. Offensichtlicher ist das aqua vitae im skandinavischen Aquavit. Und beim französischen Eau de vie ist es natürlich noch deutlicher. Nun aber zu Themen, auf die wir in diesem Modul näher eingehen werden. Wie ich schon am Anfang sagte, geht es in diesem Modul um die Interaktion von Mensch und Wasser. Eine Art dieser Interaktion ist die Inspiration von Künstlern durch Wasser. Wir werden uns genauer anschauen, wie verschiedene Maler in der Schweiz Wasser dargestellt haben. Wasserfälle sind besondere Orte, sowohl aus ökologischer Sicht als auch für uns Menschen. Wir wandern gerne zu Wasserfällen und bewundern ihre Schönheit. Eine der kommenden Lektionen haben wir daher ganz den Wasserfällen gewidmet. Nicht nur in Wasserfällen beobachten wir gerne, wenn Wasser herunterfällt. Wir tun dies auch bei Niederschlag, und viele Leute haben einen einfachen Regenmesser in ihrem Garten. Man kann mit seinen Beobachtungen auch einen Schritt weitergehen. Die Beteiligung der Öffentlichkeit an Umweltbeobachtungen und Umweltforschung ist ein spannender Bereich. Und die rasante Entwicklung der Kommunikationstechnologie hat das Teilen von Beobachtungen stark vereinfacht. Wir werden uns mehr mit der Bürgerwissenschaft oder Citizen Science beschäftigen und ein aktuelles Forschungsprojekt an der Uni Zürich vorstellen, in dem es darum geht, wie man mit Hilfe von Smartphone-Apps ökologische Daten sammelt. Je mehr man es bewusst beobachtet, desto mehr sieht man, wo Wasser in unserem Leben überall vorkommt; und dies auch kulturell. In den folgenden Videos gehen wir auf einige dieser Aspekte noch näher ein. [LEERES_AUDIO]